Neuer Extrembehandlungsfall aus Bielefeld
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Selbst als erfahrener CMD Behandler kommt man in einem Fall, wie diesem, an den Punkt, an dem man ganz nüchtern feststellen muss, dass es hier um Leben und Tod geht.
So jedenfalls stellt sich die Situation der schmerzbedingt total zerrütteten Patientin dar.
Beschwerdelevel: 10
Selbst die Aministration der notwendigen Untersuchungsabläufe erinnert eher an das Reglement auf einem Kasernenhof, als an eine medizinische Einrichtung, ist die Patientin schmerzbedingt kaum in der Lage leichtesten Anweisungen der üblichen Untersuchungen zu folgen und springt vom Stuhl auf, weil sie spontane Schmerzattacken nicht im Sitzen zu ertragen in der Lage ist.
So gilt es für das gesamte Behandlungsteam zum einen die Nerven zu bewahren, wobei das Assistenzpersonal noch in der Behandlung ausgetauscht werden kann, der ärztliche Behandler hingegen nicht.
Das sowohl die Patientin, als auch die Begleitperson, angesichts der unmenschlichen Schmerzen, regelmäßig in Tränen ausbrechen, ist noch durch professionelle Distanzierung zu kompensieren.
Da bringt auch jeder Hinweis, der Patient sei schließlich krank, keine andere Erkenntnis, als dass das medizinische Personal auch nur bedingt belastbar ist, zumal dann, wenn es nur CMD Patienten behandelt.
In letzter Konsequenz ist es gelungen alle Probleme, die erst einmal gelöst werden mussten, um die Patientin überhaupt untersuchen zu können, gelöst werden konnten.
Hierzu musste adhoc neue Provisorien im Oberkiefer erstellt werden, weiterhin die herausnehmbaren Provisorien im Unterkieferseitenzahnbereich, die einfach lose auf den Zähnen adaptiert waren, mit einem definitiven Zement festgesetzt werden, um die Voraussetzung einer Unterlage für den zu erstellenden Aufbissbshelf zu liefern.
Die Beschwerden der Patientin stellen sich derart dar, dass diese schon seit ca. 35 Jahren bestehen. Das ist der Patientin selbst aber nicht so richtig klar.
Es entsprich der reinen Beschreibung, wenn der Vermerkt kommen muss, dass die Patientin schmerzbedingt intellektuell eingeschränkt erscheint.
Wer unentwegt an scheren Schmerzen leidet kann zwangsläufig nicht mehr klar denken. Das ist eine sachliche Feststellung und keine Beleidigung.
Inzwischen hat die Patientin ca. 20 Aufbissbehelfe getragen. Warum weiß sie selbst nicht so richtig.
Seit ca. 2 Jahren ist das Leben einer bis dahin lebenslustigen Frau auf den Kopf gestellt.
Was die Patientin nicht glauben will, dass die bestehenden funktionellen Störungen vermutlich bereits seit über 35 Jahren bestehen, auch zu jahrzehntelangen Beschwerden geführt haben, die der Patientin aber alle erträglich erschienen.
Zahnärztliche Behandlungen haben dann in den vergangenen zwei Jahren zu der extremen Eskalation der Schmerzen der Patientin geführt.
Besonders prägnant sind die Beschreibungen der Patientin man habe ihr das Kiefergelenk verschraubt, nachdem ihr dieses eingerenkt worden sei.
Eine Prüfung der beiden Kiefergelenke ergibt zwar eine extreme Druckdolenz, hingegen keine prinzipielle Einschränkung der Freiheitsgrade der Kiefergelenke, also auch keine anatomische oder wie auch immer artifizielle Limitierung. Davon ist die Patientin allerdings nicht abzubringen. Man muss davn ausgehen, das ssich diese "Gefühle" der Patientin von selbst auflösen werden, wenn sich die Funktion des stomatognathen Systems normalisiert und stabilisiert.
Es liegen weiterhin folgende Beschwerden vor.
Kopfschmerzen
Gesichtsschmerzen
Wandernden Beschwerden in den Kiefern
Unerklärlichen Zahn-/Kieferbeschwerden
Beschwerden im Bereich der Jochbögen
Wiederkehrenden Problemen der Nasennebenhöhlen
Kribbeln in den Fingern
Schwindel
Schluckbeschwerden/Kloßgefühl im Hals
Augenlidzucken
Beschwerden der Augen, Krämpfe hinter den Augen
Unerklärlichen Sehstörungen
Halsschulternackenbeschwerden
Rückenschmerzen
Ohrgeräusche
Tinnitus
Morgendlich festem Biss
Ohrbeschwerden
Beschwerden beim Sprechen/Artikulationsprobleme
Unruhe im Mund
Kaufunktion behindert
Kieferöffnung behindert
Kieferschluss behindert
Kiefergelenkgeräusche
Es besteht das Gefühl, dass
Die innere Mitte verloren gegangen ist:"Für mich war Fröhlichkeit das Allergrößte!" "Ich habe nur noch Depressionen" "Auf Feiern war ich immer die Letzte" "Am Alltag nehme ich nicht mehr teil"
Der Biss gesucht wird, der Biss passe nicht: Schon immer!
Morgens wie gerädert
Zähneknirschen/pressen
Es wurden bisher erfolglos konsultiert:
HNO-Arzt
Augenarzt
Neurologen
Orthopäden
Physiotherapeuten
Osteopathen
Zahnarzt
Anderen Behandlern:
Modelle in neuromuskulär zentrierter Bisslage
Die provisorischen Versorgungen im Oberkiefer wurden heute erst in der Behandlung erstellt, weil die vorhandenen Provisorien zerbrochen und nicht verwendbar waren.
Die Unterkieferseitenzahnprovisorien wurden fest zementiert, um eine Auflage für den Aufbissbshelf zu ermöglichen.
Herstellung und Eingliederung eines adjustierten Aufbissbehelfs
Die Patientin beschreibt, schon kurze Zeit nach der Eingliederung des Aufbissbshelfs, sie habe nun einen Biss. Weiteres wird man abwarten müssen, da die Patientin beschreibt stets in der Nacht begännen die starken muskulären Verkrampfungen in der Kiefermuskulatur.
Der Beschwerdelevel liegt um ca. 16:00 bei 8.
Die Behandlung bringt das Behandlungsteam an den Rand des technisch Machbaren und dabei liegen, sollte sich die Diagnose einer CMD bestätigen, noch erhebliche Probleme vor einer funktionstherapeutischen Rehabilitation der Patientin.